Temporäre Angriffe
Durch die breite Verfügbarkeit von billigen und miniaturisierten Aufzeichnungsgeräten sowohl für
Video als auch für Audio und die weitestgehende Ausstattung von Handys mit Aufzeichnungsfunktionen
muss man heute bei vertraulichen Besprechungen prinzipiell davon ausgehen, dass einer der Gesprächspartner
oder ein Dritter alles mitschneidet.
Die Konsequenzen daraus reichen von "peinlich" bis "erpressbar": natürlich würde jeder seine Formulierungen
vorsichtiger wählen wenn ihm/ihr bewußt ist, dass jemand Aufzeichnungen anfertigt und diese nach
belieben verwenden kann. Damit bleiben vor allem für Manager, Politiker und andere auf ihre Integrität
und ihr Image bedachte Personen eigentlich für jeden Moment des Tages und jeden Satz, den sie von sich
geben, nur zwei Möglichkeiten: jedes Wort auf die Goldschale legen oder permanenten Abhörschutz.
Geräte für temporäre Angriffe arbeiten fast immer aufzeichnend
und sind damit entsprechend schwer zu orten.
Typische Szenarien sind:
- getarntes Video-/Audio-Aufzeichnungsgerät wird von einem der Gesprächsteilnehmer mitgebracht oder
kurz vor der Besprechung in der Nähe der Sitzplätze deponiert; die üblichen Bauformen sind:
Kugelschreiber (etwas dicker als normal), Armbanduhr, Schlüsselanhänger (nachgemachte Fernbedienung!),
Feuerzeug, MP3-Player, Kaugummipackung uvm.
Praktisch alle Geräte dieser Klasse können sowohl Video als auch Audio aufnehmen, haben aber
eine relativ beschränkte Aufnahmezeit (1-4h), eine fixe Optik (Weitwinkel) und nur mittelmäßige
Mikrofone mit eingeschränkter Reichweite. Praktisch immer ist es notwendig, das Gerät mehr oder
weniger sichtbar zu montieren bzw. zu tragen, da durch eine Abdeckung des Mikrofons die
Sprachqualität bis ins Unverständliche leiden würde.
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ist eine bessere Video-/Audioqualität und/oder eine längere Aufzeichnungsdauer (= höhere
Akkukapazität) gefordert so wird gerne mit professionellen Kameras und Aufzeichnungseinheiten
gearbeitet, die entsprechend versteckt bzw. getarnt werden - ob in einem Seitenfach einer
Akten-, Notebook- oder Bauch-Tasche, einem Konferenzblock oder selbst in Sakkos (Kamera/Mikrofon im
Revers, Aufzeichnungseinheit in der Innentasche).
Wird die Aböreinrichtung vor der Besprechung im Raum deponiert so ist praktisch jeder Gegenstand
aber Zigarettenschachtel-Größe geeignet.
- die meisten besseren Handys verfügen heute über die Möglichkeit, auch längere Zeit zumindest
Audio, oft aber auch Video aufzunehmen. Für Videoaufnahmen ist allerdings die fix montierte Optik
unpraktisch.
Die von den Herstellern mitgelieferten Programme sind meistens sehr einfach gehalten und müssen
vor allem im Vordergrund laufen, d.h., sind bei einer visuellen Inspektion sofort sichtbar. Es gibt
allerdings für die meisten Handy-Betriebssysteme auch spezielle Tools, die hier deutlich besser
arbeiten.
- praktisch alle Notebooks und Netbooks verfügen über ein internes Mikrofon, manche auch über
Kameras. Mit spezieller, für 30-50,- EUR erhältlicher Software, können beide so aufgezeichnet
werden, dass auf den ersten Blick auf dem Bildschirm keine Indizien für eine Aufzeichnung
erkennbar sind.
Natürlich funktioniert diese Möglichkeit der Aufzeichnung nur wenn das Note-/Netbook auch
eingeschalten auf den Besprechungstisch oder in der Nähe der Besprechungsteilnehmer aufgestellt
werden kann.
- in den Fällen in denen es sinnvoll ist, dass ein Außenstehender das Gespräch live mitverfolgt
(beispielsweise um per Ohrhörer oder simpel per SMS im Notfall Anweisungen zu geben oder
um zu übersetzen, wenn mehrere Besprechungsteilnehmer sich in einer dem Abhörenden unbekannten
Sprache unterhalten) bietet sich der Einsatz von Spy-Handys an:
der Angreifer hat ein Handy bei sich, das ausgeschalten wirkt oder beim Anruf des Partners
weder läutet noch den Anrufer anzeigt.
Es gab auch schon Situationen in denen ein Besprechungsteilnehmer sein (Spy-) Handy am Tisch
liegen gelassen hat während er sich beispielsweise für den Gang zur Toilette entschuldigt hat
und in Wirklichkeit von außen zuhörte, wie die anderen Anwesenden z.B. in der Zwischenzeit die
weitere Strategie besprochen haben...
Gegenmaßnahmen
Sinnvoll ist es, während vertraulichen Besprechungen sämtliche elektronischen Geräte bzw.
besser noch alle nicht unbedingt notwendigen Gegenstände inkl. div. Gadgets wie Schlüsselanhänger,
Taschen, Konferenzmappen, Taschen etc. aus dem Raum zu entfernen bzw. zu
"verbieten" – sofern machbar.
Hilfreich ist event. die Wahl eines Besprechungsortes mit möglichst lauter Geräuschkulisse, z.B.
ein belebtes Kaffeehaus oder ein Spazierweg entlang eines rauschenden Baches.
Der Idealfall wäre natürlich ein Sweep unmittelbar vor der Besprchung in Kombination mit den
genannten Maßnahmen und einer Leibesvisitation aller Besprechungsteilnehmer durch einen
Abörschutz-Spezialisten.
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